Drongpa Lama Tendzin Chögyal of Benchen

Drongpa Lama Tendzin Chögyal Benchen Lama Samtens Inkarnation, später bekannt als Drongpa Tendzin Chögyal von Benchen, wurde nach Angaben des 14. Karmapa, Tegchog Dorje, gefunden. Auf einer Reise nach Tsurphu, dem Hauptsitz der Karmapas in Zentral-Tibet, hatte der 8. Sangye Nyenpa klare Hinweise des Karmapa bekommen, dass Lama Samten als Sohn von Norbu Gyaltsen, einem Stammesführer aus dem Norden von Drong, wiedergeboren war. Auf seinem Rückweg nach Kham reiste Sangye Nyenpa durch Drong und verschiedene lokale Stammesführer baten ihn, Zeremonien für sie durchzuführen. Im Haus des besagten Norbu Gyaltsen sprach ihn schließlich ein siebenjähriger Junge an und bat ihn, ihm seine Knochentrompete zurückzugeben. Sangye Nyenpa redete mit dem Vater des Jungen und bat ihn, den Jungen in einigen Jahren nach Benchen zu schicken. Glücklich stimmte der Vater zu und als Tendzin Chögyal 13 Jahre alt war, schickte er ihn zusammen mit seinem älteren Bruder Tsewang dorthin.

In Benchen erhielt er von Sangye Nyenpa die Ordination zum Novizen und seinen Namen, Karma Tendzin Chögyal. Bald begann er alle Belehrungen, praktischen Übungen, Kunst und Handwerk der Karma Kagyu Tradition zu studieren und war in allem hervorragend. Um Studium und Praxis weiter unter der Anleitung des Großen Jamgön Kongtrul Lodrö Thaye zu fördern, schickte Sangye Nyenpa den 17jährigen zu dessen Sitz, der Einsiedelei Tsadra Rinchen Drak, oberhalb des großen Palpung Klosters der Situ Rinpoches in Derge. Jamgön Kongtrul nahm ihn liebevoll auf und gab ihm bald den Spitznamen Gawa Tulku, eine Anspielung auf die Gegend von Ga Nangchen, in der Kloster Benchen liegt. Von Kongtrul erhielt er die vollständigen zur Reife führenden Ermächtigungen und die zur Befreiung führenden Unterweisungen der Karma Kagyu und der Shangpa Kagyu Traditionen. Danach machte er unter Kongtruls Anleitung das traditionelle Drei-Jahre-Retreat, wieder hervorragend. Nach diesem Retreat blieb er noch weitere drei Jahre als Jamgöns persönlicher Diener in Benchen. Als Jamgön Rinpoche nach Zentral-Tibet reisen musste, übergab er Tendzin Chögyal die gesamte Verantwortung für Tsadra. Er sagte zu ihm: "Gawa Tulku, Du sollst mein Stellvertreter sein! Du sollst auch der Retreat Meister sein! Du sollst auch der Herr sein! Du sollst auch der Diener sein und dich um das Land, das Haus und alles kümmern." Dann brach er nach U-Tsang auf. Tendzin Chögyal befolgte jedes Wort seines verehrten Lehrers und als Kongtrul nach einigen Jahren zurückkehrte, konnte er den gesamten Besitz in vollkommenen Zustand zurückgeben.

Als der 15. Karmapa, Kakhyab Dorje, nach Palpung kam, hatte Tendzin Chögyal das Glück in seiner Gegenwart von Jamgön Lodrö Thaye selbst die Übertragung von Kagyu Ngagdzö und Dam Ngagdzö zu erhalten. Weil Jamgön Kongtrul und Jamyang Khyentse Wangpo darauf bestanden, konnte Tenzin Chögyal auch helfen, den 10. Tai Situpa Pema Künsang zu finden und wiederzuerkennen. Sie brachten die junge Wiedergeburt nach Palpung und machten damit allen eine große Freude. Nach zehn Jahren Abwesenheit von seinem eigenen Kloster Benchen und auch, weil Sangye Nyenpa Rinpoche sehr alt geworden war, erbat Tendzin Chögyal Jamgön Rinpoches Einwilligung, nach Benchen zurückkehren zu dürfen. Jamgön Rinpoche war sehr erfreut über Tendzin Chögyals Absicht zu helfen und die Aktivitäten in Kloster Benchen zu fördern und gab von ganzem Herzen seine Zustimmung. Zum Abschied schenkte er Tendzin Chögyal einen seiner alten Pandita Hüte, eine Chod Trommel mit Glöckchen und Bildern an den Seiten, eine Statue von Guru Mahasukha aus einer seiner eigenen Termas und einen kleinen Thanka des Sechsarmigen Schnellhandelnden Gewahrseinsschützer mit einem Handabdruck von ihm selbst auf dem Rücken, mit dem der Gewahrseinsaspekt des Sechsarmigen Mahakala tatsächlich verschmolzen war.

Beim Abschied ermahnte Kongtrul Tendzin Chögyal, immer die drei Arten von Gelübde einzuhalten, nie die Untrennbarkeit von Leerheit und Mitgefühl zu vergessen und immer daran zu denken zum Lama zu beten. Und so ging er denn fort. Nach Tendzin Chögyals langen Abwesenheit von Benchen war Sangye Nyenpa sehr froh, ihn wieder zurück zu sehen und setzte ihn sofort als einen der großen Meister von Benchen ein, mit Haus, Grund und seinem eigenen Thron im Versammlungssaal. Er sagte: "Da Deine Heimat Drong ist, soll dies von nun an Drongpa Labrang heißen!" Sofort begannen Gläubige, viele Opferungen darzubringen. Aber Tendzin Chögyal behielt nichts für sich. Er fing sofort an ein Retreat Zentrum einzurichten zum Lehren und Praktizieren von Shangpa Kagyu. Es folgten drei weitere im Umkreis des Klosters. Jedes Zentrum hatte Räume für fünf Retreatler, einen Retreat Meister und einen Diener, der gleichzeitig Koch war.

Sofort begann er mit seiner Aktivität als Lehrer und gab einer ständig wachsenden Zahl von Schülern aus Benchen und anderen Orten Einweihungen, Lese-Übertragungen und Unterweisungen. Er richtete auch Funds ein zur regelmäßigen Durchführung der ausführlichen Sieben-Tage Rituale von Kalacakra, Hevajra und Tarayogini. Nach dem Tod von Sangye Nyenpa reiste Tendzin Chögyal bis nach Tsurphu, dem Sitz der Karmapas in Zentral-Tibet, und bat um Kakhyab Dorjes Rat, wo und wann die kostbare Wiedergeburt von Sangye Nyenpa Rinpoche zu finden sei. Der Karmapa war sicher, dass der Sangye Nyenpa bereits wiedergeboren sei, und gab klare Hinweise darauf, wo und wie er zu finden sei. Der Tulku, der 9. Sangye Nyenpa Rinpoche, war in der Dilgo Familie in Kham geboren worden und wurde entsprechend anerkannt und inthronisiert. Sangye Nyenpas Vater wollte aber, dass er noch ein paar Jahre auf dem Dilgo Besitz bliebe, und so wurde Tendzin Chögyal gebeten, als Tutor für die neue Inkarnation eine Zeit lang dorthin zu kommen.

Dazu gibt es eine interessante Passage in der Autobiographie von Dilgo Khyentse Rinpoche, dem jüngeren Bruder von Sangye Nyenpa. (Brilliant Moon – The Autobiography of Dilgo Kyentse; Shambala, 2008). Da schreibt er: "Ein ganz naher Schüler von Jamgön Kongtrul, Drongpa Lama Tendzin Chögyal, war der Tutor meines älteren Bruders, Choktrul Sangye Nyenpa. Einmal, als wir zu Hause eine Woche die Praxis von Dharma Lord Ratna Lingpa’s Secret Assembly Longevity Praxis machten, hatten meine Eltern und ich das Privileg, die erforderliche Ermächtigung zu erhalten. Das war die erste Ermächtigung, die ich in diesem Körper erhalten habe, und ich glaube, dass  vielleicht dieser erste, glückverheißende Zufall der Grund dafür ist, dass ich länger gelebt habe als der Rest der Dilgo Familie." Tendzin Chögyal verbrachte über ein Jahr im Haus der Dilgo Familie.

Als Sangye Nyenpa dann nach Benchen kam, trug Tendzin Chögyal wesentlich zu seiner Erziehung und Ausbildung bei und gab ihm alle Ermächtigungen, Leseübertragungen und Unterweisungen der Karma Kagyü Schule. Als Tendzin Chögyal einmal unterwegs war und Rituale zum Wohle anderer ausführte, träumte er von seinem Guru Jamgön Kongtrul. In seinem Traum erhielt er von ihm wertvolle Ratschläge und zwei Ermächtigungen, um die er schon früher gebeten hatte, die aber Jamgön Kongtrul zu dem Zeitpunkt nicht hatte geben können. Ein paar Tage später erhielt er die traurige Nachricht vom Tod seines Guru und führte zahlreiche Rituale zu seinem Gedächtnis aus.

Tendzin Chögyal selber lebte noch einige Jahre und war sehr aktiv zum Nutzen anderer: er gab immer wieder Ermächtigungen und Leseübertragungen, gab Praktizierenden Unterweisungen und führte Rituale aus zum Wohle der Lebenden und der Toten. Er war ständig unterwegs; sein Bruder Tsulga und ein Neffe, Gönpo Tobgyal, kümmerten sich um Benchen. Sein Neffe heiratete schließlich Rigdzin Drölma aus dem Klan der Gegyal Barma Familie. Sie sollten später die Eltern von Tendzin Chögyals Wiedergeburt werden, dem dritten Benchen Tenga Rinpoche. In einem Winter dann erkrankte Tendzin Chögyal schwer. Wieder träumte er von seinem Guru Jamgön Kongtrul. Er sah ihn auf einem Löwenthron sitzen, er trug die drei Dharma Roben und sah prachtvoll aus. In seinem Traum sagte Jamgön Kongtrul zu ihm: "Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, wo Du mich im reinen Bereich des Lama (Dewachen) wiedertreffen wirst." Dann sprach Jamgön Kongtrul dieses Wunschgebet:

"Zu den Drei Juwelen und Drei Wurzeln bete ich,
Und im Besonderen zu allen Glorreichen Lamas!
Segnet mich, auf dass ungute Gedanken nicht in meinem Geist entstehen mögen,
Und dass er sich dem Dharma hinwenden möge.

Möge ich verstehen, dass alle glücklichen wie unglücklichen Handlungen
Vergänglich sind und traumgleich.
Wenn ich sterbe, möge ich im westlichen reinen Land geboren werden,
In Sukhavati, und dort den unumkehrbaren Zustand erlangen."

Tendzin Chögyal wies seinen Diener an, von allen Dingen, die er getan hatte, eine Liste zu erstellen und aufzubewahren und sagte ihm, dass er im Begriff sei, für eine Weile in ein anderes Land zu gehen. Drei Tage später starb er. Sein menschlicher Körper wurde nach Benchen gebracht und dort in einer prächtigen Zeremonie verbrannt. Selbst ein einziger Knochen, den Khenpo Söpa Tharchin aus dem Bestattungsofen gezogen hatte, ergab ganz viele der kleinen Reliquien, bekannt als "ring sel". Die Überreste wurden in einer Stupa aus Kupfer und Gold  aufbewahrt, zusammen mit dem Hut und der Terma Statue, die ihm Jamgön Kongtrul geschenkt hatte. Tendzin Chögyal hatte viele außergewöhnliche Schüler, vor allem natürlich den 9. Sangye Nyenpa Rinpoche.
Dann waren da die Benchen Khenpos Karma Guru und Söpa Tharchin, der der Retreat Meister des Jinasagara Retreatzentrums wurde; Karma Gyalwe Wangpo, der vor allem Vajravarahi und Könchong Chidü praktizierte und Hundert Millionen Guru Rinpoche Mantras ansammelte; Rinchen Palden, der hauptsächlich Vajrakila von Ratna Lingpas Enthüllungen praktizierte und der Retreat Meister des Sarvavid Vairocana Retreatzentrums wurde; Khenpo Karde, der keine feste Bleibe hatte und schließlich nach Tsurphu ging, wo er dem Karmapa diente; und Trom Sangpo Lodrö, der nur die Sechs Lehren des Niguma praktizierte; er konnte seine Träume transformieren und reiste so in viele reine Bereiche. Er wurde Retreat Meister des Shangpa Retreatzentrum. Und es gab noch viele andere.

[Sherab Drime]