Der 4. Chime Tulku des Kloster Benchen in Tibet
Eine sehr kurze Geschichte der Chime Tulku Rinpoches des Klosters Benchen, Tibet:
Der erste dieser Meister, die dann als Chime Tulku von Benchen bekannt wurden, erschien zur Zeit des 7. Sangye Nyenpa Rinpoche, Sherab Nyingpo. Er war ein Bruder oder Neffe von Sangye Nyenpa Rinpoche und so war seine nächste Inkarnation auch bekannt unter dem Namen Öntrul Chime Rinpoche, was bedeutet, dass zwischen dem ersten Benchen Chime Rinpoche und dem damaligen Sangye Nyenpa Rinpoche eine Verwandtschaft besteht.
Bereits als kleines Kind studierte er unter dem 9. Tai Situ Pema Nyinje, den er als seinen Wurzellama betrachtete. Von ihm erhielt er die vollständige Übertragung der Lehren und Praktiken der Karma Kamtsang, bis er, wie ein Gefäß, bis an den Rand gefüllt war.
Nachdem er alles erhalten hatte, machte er sich daran, all diese Belehrungen so lange intensiv zu praktizieren, bis unverkennbar klare Zeichen der Verwirklichung auftauchten.
In Anwesenheit seiner Heiligkeit, des 14. Karmapa, Tekchog Dorje, nahm er die Novizengelübde und erhielt die volle Mönchs-Ordination. Damals bekam er auch die Übertragung der Lehren und Praktiken Guru Padmasambhavas nach der Terma-Tradition von Guru Chöwang . Er lernte auch alle entsprechenden Rituale und Tänze, bis er sie perfekt beherrschte. Sie sind bis heute lebendig und werden in den Benchen-Klöstern in Tibet und Nepal aus- und aufgeführt. Zum Abschluss dieser Übertragung schenkte ihm der Karmapa eine Padmasambhava-Statue aus wertvollem Li-Metall und einen neunspeichigen Vajra aus Zi-Stein. Beide wurden in den Schatztruhen im Kloster Benchen aufbewahrt.
Nachdem Chime Rinpoche den Sinn seines Lebens, zum Wohle der Wesen zu wirken, erfüllt hatte, ging er ins Nirvana ein.
Der zweite Benchen Chime Rinpochewurde, genau wie von Seiner Heiligkeit, dem 15. Karmapa Kakhyab Dorje vorausgesagt, aufgefunden. Er wurde in die Behu Tshang Familie geboren. Als er noch sehr jung war, zeigte er schon deutlich seinen Überdruss am weltlichen Leben und seinen Verzicht darauf. Der 8. Sangye Nyenpa Rinpoche Drubgyü Tendar wurde sein Wurzellehrer. Getreu dem ökumenischen Ideal der Rime - Bewegung studierte er auch bei vielen Meistern aller Traditionen. Insbesondere errichtete er das Siegesbanner der Karma-Kamtsang-Praxislinie. Da die Aufzeichnungen über die Leben der früheren Benchen Meister in der Zeit der großen Umwälzungen verloren gingen, weiß man nicht viel über sein Leben, außer dass er viel Zeit im Retreat verbrachte, um seine Meditationspraxis zum Wohle der Wesen zu vervollkommnen. Als seine Lebenszeit abgelaufen war und er das erstrebte Ziel erreicht hatte, verließ er diese Welt.
Der dritte Benchen Chime Tulku wurde, wie vom 11. Tai Situ Pema Wangchok Gyalpo vorausgesagt, aufgefunden und von ihm überprüft. Er wurde in die Norma Tshang Familie aus Nangchen geboren. Im Alter von acht Jahren wurde er nach Benchen gebracht und auf dem goldenen Thron seines Vorgängers inthronisiert. Er opferte sein Haar, d.h. er nahm Zuflucht beim 9. Sangye Nyenpa Rinpoche Geleg Drubpe Nyima und wählte ihn zu seinem Wurzellama. Von ihm erhielt er auch die Ermächtigung und Belehrungen der Weißen Tara, seiner höchsten Meditations-Gottheit. Dann studierte er eingehend bei seinem Tutor Lama Karma Tashi, unter dessen Anleitung er seine Studien und ihre Umsetzung in die Praxis vervollkommnete. Das war ungefähr zu der Zeit, als Seine Heiligkeit der jetzige 14. Dalai Lama Tendzin Gyatso, Seine Heiligkeit der 16. Karmapa Rangjung Rigpe Dorje, Seine Heiligkeit Sakya Tridzin und viele der größten Meister Tibets von ihrer Reise nach China zurückkehrten. Chime Rinpoche reiste damals zusammen mit Sangye Nyenpa Rinpoche in das große Kloster Palpung, den Sitz der Tai Situ Rinpoches in Derge, um zum ersten Mal das goldene Antlitz des Karmapa zu sehen. Bei diesem Anlass hatte er das Glück, die Novizen-Ordination zu erhalten. Vom 2. Jamgön Kongtrul Palden Khyentse Öser erhielt er die Übertragung der berühmten Sammlung von Terma Literatur, die als Rinchen Terdzö bekannt ist. Das fand im Kloster Surmang Namgyal Tse statt, einem der Sitze der Trungpa Rinpoches. Während der Zeit der großen Unruhen in Tibet war Chime Rinpoche gezwungen, sich viele Jahre in Siling aufzuhalten. Schließlich durfte er in sein Kloster zurückkehren, wo er einige der alten Benchen Lamas, wie Lama Ado, Lama Könchog und andere, wiedertraf. Sie waren fest entschlossen, in Benchen die verlöschenden Flammen der Lehren des Buddha wieder anzufachen. Chime Rinpoche widmete seine letzten Jahre dem Wiederaufbau von Kloster Benchen und führte viele Zeremonien zum Wohle der Wesen aus. Er hat die Wiederherstellung der klösterlichen Sangha in Benchen entscheidend mitbewirkt und viele Schüler aufgenommen, die im Lauf der Zeit nach Benchen zurückkehrten. Nachdem sein Leben abgelaufen war und er das erstrebte Ziel erreicht hatte, verließ er diese Welt.
Der jetzige 4. Benchen Chime Tulku wurde, wie vom jetzigen 12. Tai Situ Pema Dönyö Nyinje vorausgesagt, aufgefunden. Er wurde 1991 als Sohn von Jamyang Khechog, einem der Verwalter des Klosters Surmang Namgyal Tse, geboren. Er wurde ins Kloster Benchen gebracht und auf dem Sitz seines Vorgängers inthronisiert. Bei seinem Tutor Karma Gyatso lernte er Lesen und Schreiben. Zur Zeit absolviert Chime Tulku ein gründliches Studium in der Shedra (Kloster-Universität) von Dülmo Chöje Rinpoche, der authentischen Inkarnation eines Schülers des 1. Karmapa Düsum Khyenpa, Batsha Tagdel, der berühmt war, weil er die subtilen Winde und Energien vollkommen beherrschte.
Und so arbeitet der Benchen Chime Tulku wieder in der Tradition seiner Vorgänger zum Nutzen und Wohle aller Wesen.