Rückblick Sommerkurs 2010

Abgelaufen

Von Wolfgang Neugebauer:

tr_2010Kyabje Tenga Rinpoche ließ trotz seiner schweren gesundheitlichen Probleme den Sommerkurs 2010 für alle, die ihn miterleben durften, wieder zu einem unvergesslichen Ereignis werden.
Bei Einweihungen, Pujas, Vorträgen und Hunderten von Interviews manifestiert sich die vollkommene Aktivität eines Bodhisattvas, der unermüdlich für Andere arbeitet, der unbeeindruckt von Belastungen jedem das Gefühl vermittelt, im Zentrum seiner freundlichen Zugewandtheit zu ruhen. Gier, Abneigung und Verwirrung, die emotionalen Verstrickungen, die uns beherrschen und denen wir uns so ausgeliefert fühlen, verlieren ihre Kraft in seiner Umgebung, das Strahlen der Sonne lässt den dichten Nebel durchsichtig werden.

In dem von Tara- und Gönkar-Retreat eingerahmten zweiwöchigen Lehrzyklus setzte Rinpoche seinen Kommentar von Karma Chagmes (1613 - 1678) Text " Die Quintessenz der Einheit von Mahamudra und Dzogchen " fort.  Die verblüffende Aktualität dieser 350 Jahre alten Abhandlung, in der alle wichtigen Aspekte des Dharmaweges von der Zuflucht und der Bedeutung der Bodhicitta-Einstellung bis zum Erleben von Mahamudra erklärt werden, stellte ein geschicktes Mittel dar, um das mehrere Hundert Zuhörer umfassende Auditorium von Anfang bis Ende in einem Zustand ungeteilter Aufmerksamkeit zu halten. Zu verdanken  war das auch den kongenialen Übersetzungen von Christoph Klonk (Deutsch) und Thomas Roth aka Sherab Drime (Englisch).


shrine_2010Als besondere Überraschung wartete auf uns der von Kyabje Tenga Rinpoche gespendete, in Nepal handgeschnitzte und mit Malereien verzierte riesige Altarschrank, dessen Abteile bereits mit Tara-Statuen und Texten des Kanjur gefüllt waren. Nach den 2009 erfolgten baulichen Erweiterungen entsteht damit ein klassischer tibetischer Altarbereich, der auch den kommenden Generationen als Zentrum ihrer spirituellen Aktivität dienen wird.
Schritt für Schritt wird so Kyabje Tenga Rinpoches Vision des großen europäischen Benchen-Zentrums Wirklichkeit.
Die Basis für die erfolgreiche Umsetzung dieser Vision ist aber der selbstlose Einsatz der Organisatoren, die seit einem Jahrzehnt neben ihren Jobs das ganze Jahr über die Weiterentwicklung des Zentrums vorantreiben. Und wir freuen uns auf dieser Dharma-Insel über das alljährliche Wiedersehen mit den Freunden, das scheinbar sprunghafte Wachstum der Kinder, Spülopas Scherze, Fußball spielende Lamas und freundlich gesinntes Wetter.
Wir genießen die Produkte höchster vegetarischer Kochkunst, einen Cappuccino doppio bei Georg, erstaunliche Regenbögen über dem hügligen Land.
Die von uns so geschätzte angenehme familiäre Atmosphäre beruht nicht zuletzt auf der perfekten Vernetzung der freiwilligen Helfer mit den Profis, ob nun Küchencrew oder Kinderbetreuung, überall strahlt freundliche Gelassenheit - a glimpse of Dewachen.

dance_2010Doch viel zu schnell geht dieser Traum zu Ende. Das nun schon traditionelle Abschlussfest beginnt mit einem Mandalaopfer an Rinpoche aus kreativem Tanz und Songs, die die Kinder und Jugendlichen mit ihren Betreuern vorbereitet haben, mit Zauberei und Spülopas Dharmasketch und entwickelt sich in der zunehmenden Dämmerung, von DJ Edward angeheizt, zu einer allgenerationigen Tanznacht in ausgelassener Stimmung unter den zuckenden Lichtschlangen. Den würdigen spirituellen Abschluss der Karma Chagme-Wochen bildet aber die Milarepa-Tsok-Puja am nächsten Tag.

Die Schwierigkeiten, in die die ungezügelte Gier gewissenloser Finanzzocker die Weltwirtschaft in den letzten Jahren gebracht hat, haben Folgen, die sich auch auf unser Zentrum auswirken. Leider fehlen die finanziellen Mittel, um das 2009 errichtete Sanghahaus mit einer Dämmung und dem dringend benötigten Wetterschutz auszustatten. Auch der Innenausbau stagniert.
Zeit für Mitgefühl und Entwicklung der Paramitas. Glückseligkeit für alle !